Pfarrkirche St. Christophorus

Ein Überblick

St. Christophorus ist eine gotische dreischiffige Hallenkirche mit einem über 70 Meter hohem neogotischen Kirchturm. Ihr Westteil entstand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Ostteil mit dem Chorabschluss wurde nach 1507 errichtet.

Die Gemeinde St. Christophorus ist eine der ältesten im südlichen Münsterland. Sie geht zurück auf die ersten Missionare, die Karl der Große noch während der Sachsenkriege nach Westfalen entsandte. Vielleicht war es sogar Liudger persönlich, der erste Bischof von Münster, der um 803 eine kleine Holzkapelle auf einer Anhöhe über der Horne errichtete. Diese Kapelle wurde zur Keimzelle einer kleinen Siedlung von Händlern und Handwerkern, aus der später die Stadt Werne werden sollte.

Die Siedlung rund um die Pfarrkirche wurde von einem bischöflichen Herrenhof aus verwaltet und bewirtschaftet. 1139 übertrug der Bischof von Münster die Werner Kirche an das Prämonstratenserstift Cappenberg, das kurz zuvor gegründet worden war. Bis zur Säkularisation des Klosters im Jahre 1803 versah ein Stiftskanoniker den Pfarrdienst in Werne. Die Urpfarre der Lippestadt war übrigens nicht von Anfang an dem Christophorus geweiht. Eine Quelle aus dem 13. Jahrhundert weist Johannes den Täufer als ursprünglichen Kirchenpatron aus.

Romanischer Vorgängerbau

Mitte der 1990er-Jahre entdeckten Arbeiter bei einer Renovierung des Kirchenschiffs die Außenmauern eines dreischiffigen romanischen Vorgängerbaus von St. Christophorus. Nach Einschätzung von Archäologen müssen diese Mauern vor dem Jahr 1000 errichtet worden sein. Die Fundamente zeugen von einem Bau mit halbrundem Chorabschluss, der später zu einer Kirche mit rechteckigem Chor umgebaut wurde. „Die Außenmauern dieser Kirche dienten dem Mauerwerk des bestehenden Westteils als Fundament“, heißt es im archäologischen Abschlussbericht.

Neubau des Westteils ab 1446

Am 9. Oktober 1446 stürzte der Kirchturm ein, wahrscheinlich bei einem Kampf während der Soester Fehde. Die wurde von 1444 bis 1449 in Westfalen und am Niederrhein ausgetragen. Bürgermeister und Stadtrat beschlossen, einen neuen Westteil zu errichten. Im Verein mit dem Propst von Cappenberg und Landadeligen des Kirchspiels engagierten sie den renommierten Baumeister Roseir Stenwert. Der konnte sich mit einem Vorzeigeobjekt empfehlen – den Chor der St. Reinoldi-Kirche in der benachbarten Reichsstadt Dortmund.

Neubau des Ostteils ab 1507

Um 1467 waren die Bauarbeiten soweit abgeschlossen, dass ein Jakobus-Altar für die Pfarrkirche gestiftet werden konnte. Nur wenige Jahrzehnte später beschloss die Stadtgemeinde, den älteren Ostteil der Kirche abzureißen und neu zu bauen. Eine Urkunde von 1507 beweist, dass die Stadt für den Anbau Geld leihen musste. Die beiden Bauphasen sind noch heute gut zu erkennen: Der jüngere Ostteil unterscheidet sich mit vier schlanken, runden Säulen vom älteren Westteil mit seinen stämmigen, viereckigen Pfeilern. Auch die Gewölbe unterscheiden sich: In den ersten beiden Joche hinter dem Turm blieb das Sterngewölbe des Kirchbaus von Roseir Stenwert erhalten; die beiden jüngeren Joche im Osten sind als Kreuzrippengewölbe gestaltet. Der Gewölbewechsel führte zu einem ungewöhnlichen Aussehen des ersten Rundsäulenpaars: Es trägt zum zum Westteil hin vierkantige Kapitelle – eine architektonische Notwendigkeit, um die Sterngewölbe tragen zu können.

Der Aufsatz eines kleinen Turms schloss um 1555 die spätmittelalterliche Bautätigkeit an St. Christophorus ab. Der heute zu sehende neogotische Turm wurde um 1900 errichtet.

Kirchenausstattung

In St. Christophorus blieben sich Teile der spätmittelalterlichen Ausstattung erhalten; dazu sind Kunstwerke aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu bewundern.

 

Literatur: Denkmalbereichs- und Gestaltleitplanung Altstadt Werne, Band I, S. 97; Band II, S. 1ff.; Dr. Birgit Münz-Vierboom, Arhcäologische Unterscuhungen in der katholischen Pfarrkirche St. Christophorus in Werne, in: 1200 Jahre Christen in Werne, hg. von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Christophorus, Werne 2003, S. 45–82.

Die kunstvolle Ausstattung der Kirche

Spätgotische Marienfiguren

Sie sind apart und unaufdringlich: Die St. Christophorus-Gemeinde besitzt neben der Strahlenkranz-Madonna zwei weitere spätgotische Marienfiguren. Jede für sich ist ein kleines Meisterwerk der Schnitzkunst: das Vesperbild links vom Chorraum und die Anna-Selbdritt in der Sakramentskapelle.

 

Anna-Selbdritt in der Sakramentskapelle

Das Motiv der Anna-Selbdritt gehört zu den spätmittelalterlichen Andachtsbildern. Ab dem 14. Jahrhundert steckte die Amtskirche in einer Krise. Zeitweise spalteten zwei Päpste das christliche Abendland. Viele Gläubige zogen sich auf ihre private Frömmigkeit zurück. In der Folge blühte die Produktion kleinerer Gemälde oder Skulpturen, die in Kirchen wie in wohlhabenden Haushalten der stillen Versenkung dienen sollten.

Der Ausdruck „selbdritt“ ist eine veraltete Bezeichnung für „zu dritt“. Sie bezieht sich auf die Darstellung Marias mit ihrer Mutter Anna und ihrem Sohn Jesus. Diese Gruppe war im späten Mittelalter beliebt. Vor allem in Städten blühte der Annenkult. Den auf Waren- und Geldaustausch angewiesenen Bürgern waren eindeutige erbrechtliche Familienverhältnisse wichtig. Daher wuchs das Interesse an verwandtschaftlichen Beziehungen biblischer Persönlichkeiten.

 

Ehefrau und Jungfrau

Die kleine Skulptur in Werne entspricht dem verbreiteten Muster, nach dem Anna als verheiratetet Frau und Maria als Jungfrau erscheinen. Maria trägt daher die Haare noch offen, Anna dagegen verbirgt sie unter einem Gebende, einer Konstruktion aus Schleiern und Tüchern, die Kopf und Kinn fest umschließen. Maria hält das Jesuskind, das Anna entgegenläuft. Mit seiner – abgebrochenen – rechten Hand greift es nach einer Birne, die ihm die Großmutter entgegenstreckt.

Die Birne galt aufgrund der weißen Blüten ihres Baumes als Symbol der Reinheit und verweist auf die mittelalterliche Theologie, nach der Maria schon im Leib Annas von der Erbsünde befreit gewesen sei. Nur so konnte sie wiederum Jesus „als reine Magd“ empfangen. Mit dem Buch auf ihrem Schoß weist sich Anna als Erzieherin Marias aus und macht gleichzeitig auf die biblische Prophezeiung der Erlösung aufmerksam. Die vollzieht sich in der Passion Christi, an die das unkindliche Schreitmotiv von Jesus erinnert: In den ausgebreiteten Armen und überkreuzten Beinen erkannte der mittelalterliche Betrachter den Gekreuzigten.

 

Das Vesperbild

Das Vesperbild neben dem Chorraum zeigt einen Ausschnitt aus der Beweinung Christi: Maria hält ihren toten Sohn auf den Knien. Der ursprüngliche Holzblock, aus dem die Gruppe geschnitzt wurde, ist noch gut zu erkennen. Maria und Jesus sind in einen festen Umriss eingebunden. Gleichzeitig spielte der Bildschnitzer raffiniert mit Licht und Schatten. Aus den tief eingekerbten Falten von Marias rotem Unterkleid tritt ein gewölbtes Knie hervor, aus der einer Falte ihres blauen Umhangs das zarte Oval des Gesichts.

Die Gewandfaltenräume, hinter denen Marias Körper verschwindet, sind typisch für spätgotische Schnitzkunst. Dabei verstand der Künstler etwas von Anatomie, wie der muskulöse, aber ausgemergelte Körper des toten Christus beweist. Aus seinen Wunden strömt Blut, die Haut ist leichenfahl, und doch scheint noch ein Hauch von Leben in der Körperspannung und in den halbgeöffneten Augen zu stecken. Für den Betrachter ein Hinweis auf die Auferstehung.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Aufsehenerregend: Fund eines mittelalterlichen Messgewandes

1995 sollte die Kirche St. Christophorus eine neue Heizung erhalten. Als Handwerker den Boden aufrissen, stießen sie auf Reste eines alten Grabes. Experten fanden darin das Skelett eines Geistlichen samt Gewandresten.

Die Archäologen vom Amt für Bodendenkmalpflege baten Sabine Heitmeyer-Löns, die in Havixbeck eine Werkstatt für Textilrestaurierung betreibt, die Gewandreste zu begutachten. Zu dem Zeitpunkt zeichnete sich noch nicht ab, was Heitmeyer-Löns heute darüber sagen kann: „Der Fund war ein Knaller!“ Eine Mitarbeiterin der Restauratorin, Anja Bayer, brauchte Monate, um Knochen- und Gewebeteile zu dokumentieren, zu bergen und auseinander zu puzzeln.

Restaurierung mit Schaschlikspießen

Um die höchst empfindlichen Stoffreste nach der Bergung untersuchen und konservieren zu können, fertigte Bayer eine Stützkonstruktion aus Schaschlikspießen an. Das archäologische Material stabilisierte sie mit chemischen Mitteln. Schließlich stellte sich heraus, dass es sich bei dem Gewand um eine Kasel handelte, das liturgische Obergewand eines Priesters. „Geistliche wurden in den Gewändern bestattet, die ihrem Weihegrad entsprachen“, erklärt Sabine Heitmeyer-Löns. Also Diakone in einer Dalmatik, Priester in einer Kasel und Bischöfe im Pontifikalornat.

Eines der ältesten Messgewänder Westfalens

Archäologische Untersuchungen ergaben, dass das Priestergrab Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden sein muss, kurz nachdem die Kirche einen neuen Chor erhalten hatte. Wie Heitmeyer-Löns herausfand, ist das priesterliche Gewand jedoch noch älter als die Grabstätte. Die Stoffteile stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert und wurden an verschiedenen Orten gefertigt, unter anderem in Köln und in Italien oder Spanien. „Liturgische Gewänder waren so kostbar, dass sie mit Gold aufgewogen wurden“, sagt die Restauratorin. Und sie wurden jahrhundertelang benutzt. War ein Ornat zerschlissen, wurden die brauchbaren Teile herausgetrennt und in neuere Stücken eingesetzt. Das Fundstück aus St. Christophorus gehört damit zu den ältesten erhaltenen Messgewändern Westfalens.

Ein Anbau für die Kasel

Nach dem Grabfund erhob das Landesmuseum für Archäologie in Herne einen Anspruch auf die Kasel. Das Gewand war von Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen geborgen worden – auf Grund und Boden der St. Christophorus-Gemeinde. Laut Schatzregal des Landes NRW müssen archäologische Funde zwischen Finder und Grundeigentümer geteilt werden. Nach vielen Verhandlungen gelang es den Wernern, die Kasel zu behalten. Dafür wurde in einem Wärmehäuschen neben des Museums ein Raum eingerichtet, wo der empfindliche Stoff in einer Klimatruhe bei wenig Licht ausgestellt ist. Den Zwischentrakt, einen transparenten Gebäudekomplex aus Glas und Sandstein, schuf der Werner Architekt Michael Jardin.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Die Strahlenkranz-Madonna

Eines der wertvollsten Kunstwerke in der Werner Pfarrkirche St. Christophorus hängt in zehn Metern Höhe unter der Decke des Kirchenschiffs: die spätgotische Strahlenkranz-Madonna. Ihr Wert kann unter anderem daran gemessen werden, dass 1923 Vertreter des Kölner Schnütgen-Museums die eine Hälfte der Holzskulptur erwerben wollten. Pfarrdechent Friedrich Tenhagen, ein Kunstkenner und Altertumsforscher, lehnte entschieden ab. So können Besucher bis heute die originale Figur bewundern, die vermutlich aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammt.

Bei der Madonna handelt es sich um eine Doppelfigur aus Eichenholz. Beide Seiten zeigen die Muttergottes mit dem Christuskind inmitten eines ovalen Strahlenkranzes. Er symbolisiert die Sonne. Eine goldene Krone kennzeichnet Maria als Himmelskönigin. Das offen getragene, lange Haar weist auf ihren jungfräulichen Zustand hin. Sie trägt ein blaues Gewand mit goldenen Sternen darauf und steht auf einer Mondsichel.

 

Symbole aus der Offenbarung

Sonne, Mond und Sterne sind feste Bestandteile der Mariensymbolik. In der Offenbarung des Johannes wird eine Frau beschrieben, „mit der Sonne bekleidet, der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger“ (Offenbarung 12, 1-2). Die Menschen im Mittelalter setzten diese Himmelserscheinung aus der Apokalypse mit Maria gleich.

Auf beiden Seiten der Strahlenkranz-Madonna lassen sich kleine Unterschiede erkennen. Auf der dem Altar zugewandten Seite reicht Maria dem Kind einen Apfel als Zeichen der Fruchtbarkeit und unbefleckten Empfängnis. Auf der dem Westschiff zugewandten Seite halten Gottesmutter und Kind ein Zepter und einen Reichsapfel – Symbole der Auferstehung als Sieg über den Tod.

 

Typisches Beispiel des „Weichen Stils“

Die Werner Madonna steht in einer Reihe der „Schönen Madonnen“, einem Bildtypus des „Weichen Stils“. Charakteristisch sind das zarte, ebenmäßige Gesicht, der kleine Mund mit den vollen Lippen, der zierlichen Nase, die hohe Stirn und der elegante S-Schwung des schlanken Körpers. Weich geformt sind die Falten des Mantels. Darunter lässt sich nur so eben ein Knie Marias erahnen. Die Falten dienen nicht dazu, den Körper der Gottesmutter nachzuzeichnen. Stattdessen bilden sie ein ornamentales Reliefmuster auf der Oberfläche. Und das läuft sternenförmig auf Marias Arm mit dem Jesuskind zu. So wird Christus als Zentrum der Marienfigur betont.

Nicht die naturgetreue Darstellung des weiblichen Körpers interessierte damals den namenlosen Künstler. Er konzentrierte sich auf die christliche Botschaft. Seine Fertigkeiten als Bildschnitzer bewies er im wechselvollen Spiel mit Licht und Schatten, mit Aushöhlungen und Wölbungen des Holzblocks.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Der spätgotische Taufstein

Lange fristete der spätgotische Taufstein ein wenig beachtetes Dasein im hinteren Teil der Christophorus-Kirche. Als Mitte der 1990er-Jahre das Kircheninnere umgestaltet wurde, ließ Pfarrdechant Dr. Hans Röer das kostbare Stück an einen herausragenderen Platz stellen – vor den Chorraum, im südlichen Seitenschiff. Hier fällt der achteckige Taufstein mit seinen reichen Reliefarbeiten sofort ins Auge. Becken und Sockel bilden die Form eines Kelchs. So verweist der Taufstein – als Ort der Taufe und damit der Aufnahme in die christliche Gemeinschaft – auf die Eucharistie als Höhepunkt des kirchlichen Lebens: „Die heilige Eucharistie vollendet die christliche Initiation“ (Katechismus der katholischen Kirche, II 2, Artikel 3).

 

Salz hat Sandstein zerfressen

Im Sockel des Taufsteins befinden sich acht weibliche Heiligenfiguren, darunter Agnes mit dem Lamm und Maria Magdalena mit der Salbbüchse. Nicht mehr alle sind eindeutig zu identifizieren. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte des Taufsteins zusammen.

Er wurde um 1500 im Münsterland aus Baumberger Sandstein gefertigt. Die Figuren sind typische Beispiele des „Weichen Stils“: Ihre Gesichter sind rund und weich modelliert. Die Falten der Gewänder bilden den darunter liegenden Körper kaum ab, sondern wurden vom Künstler zwecks dekorativer Linienführungen geschaffen. Sie bilden elegante S-Kurven oder V-förmige Schüsselfalten. Die Gesichter der weiblichen Heiligen tragen keine individuellen Züge, sondern folgen einem damaligen Schönheitsideal – mit kleinen, runden Augen, schmalen Nasen und Mündern.

Leider ist der Taufstein stark verwittert. Weil die Kirche früher nicht zu heizen war, sollte Kochsalz das Einfrieren des Taufwassers verhindern. Doch das Salz beschädigte den Stein und „zerfraß“ die Oberfläche der Außenseiten. Nach einer aufwändigen Restaurierung 1995 wird der Taufstein mittels einer elektrischen Heizung im Inneren auf eine konstante Temperatur gebracht, bei der das Salz nicht mehr mit seiner Umgebung chemisch reagiert.

 

Biblische Szenen erklären die Taufe

Rund um das Taubbecken sind acht Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zu sehen. Sie veranschaulichen unterschiedliche Aspekte der Taufe.

  • der Sündenfall Adams und Evas

  • ihre Vertreibung aus dem Paradies

  • Christus als Schmerzensmann mit Marterwerkzeugen

  • die Arche Noah

  • der Zug des Volkes Israels durch das Rote Meer

  • die Taufe im Jordan

  • der geheilte Blindgeborene von Siloah mit seinen Eltern im Verhör

  • die Geheilte wird verstoßen

Die Geschichte von Adam und Eva bauten der Apostel Paulus und der Kirchenlehrer Augustinus (354–430) zur Lehre von der Ur- bzw. Erbsünde aus: Adam und Eva ließen sich durch den Teufel zum Ungehorsam gegen Gott verführen und wurden zur Strafe aus dem Garten Eden vertrieben.

„Durch seinen ,Gehorsam bis zum Tod am Kreuz' (Phil 2,8) macht Christus den Ungehorsam Adams wieder gut“ (Katechismus der katholischen Kirche, I 2, Artikel 1, Absatz 7).

Frühchristliche und mittelalterliche Theologen deuteten bestimmte Ereignisse im Alten Testament als Vorzeichen des Neuen Testaments. Das spiegelt sich bis heute in der Liturgie der Osternacht: Dort spielen Lesungen aus dem Alten Testament eine zentrale Rolle.

Das Bild der Arche Noah auf dem Taufbecken folgt dem ersten Petrusbrief: In der Arche wurden „nur wenige, nämlich acht Menschen, durch das Wasser gerettet“ (1 Petr 3,20). In der Osternacht nimmt das Weihegebet für das Taufwasser den heilsgeschichtlichen Bezug der Sintflut auf: Deren Wasser „brachte der Sünde den Untergang und heiligem Leben einen neuen Anfang“ (Kath. d. Kath. Kirche).

Ähnlich wird der Zug der Israeliten durch das sich teilende Rote Meer interpretiert: Indem das Wasser die Ägypter vernichtet, befreit es das Volk Israel endgültig aus der Knechtschaft wie das Taufwasser den Täufling von der Sündhaftigkeit.

Die Taufe Jesu im Jordan, vorgenommen durch Johannes den Täufer, markiert den Beginn des öffentlichen Wirkens von Jesu und gilt als Urbild der Taufe.

Die beiden Szenen mit dem Blinden von Siloah gehören zu einer Begebenheit aus dem Johannesevangelium: Jesus heilt einen blinden Bettler mit einem Brei aus Erde und Wasser aus dem Teich von Siloah. Doch der Geheilte muss sich mit seinen Eltern einem Verhör der Pharisäer unterziehen. Die nehmen Anstoß daran, dass die Heilung am Sabbath, dem Ruhetag, erfolgte. Schließlich verstoßen sie den früheren Blinden, da sie seine Heilung für eine Täuschung halten. Das Wasser aus dem Teich gilt als Sinnbild des Taufwassers, das sehend macht für Christus als Licht der Welt.

 

Literatur: Katechismus der Katholischen Kirche; Lexikon für Theologie und Kirche, Stichwort „Taufe“.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Katharina überdauerte Jahrhunderte: Die Kirchenglocken

Zum Osterfest 1948 hörten die Menschen in Werne zum ersten Mal den Klang des Geläuts von St. Christophorus wie es sich bis heute weitgehend erhalten hat. Im Zweiten Weltkrieg waren die Glocken der Pfarrkirche bis auf eine vom Turm geholt und eingeschmolzen worden. Die Kriegsproduktion brauche das wertvolle Rohmaterial für Kanonen und Geschosse.

 

Einzig und allein die älteste Glocke von St. Christophorus blieb im Turm: die Katharinenglocke. „Sie wurde 1423 gegossen und ist wahrscheinlich nicht nur die älteste, sondern auch die erste Glocke der Kirche gewesen“, sagt Wilhelm Bülhoff, der von 1960 bis 2003 Küster in St. Christophorus war. Der Glockenguss fiel in jenes Jahr, in dem die Vikarie St. Katharina gestiftet wurde. Diese Stiftung gab der Glocke ihren Namen. Gestiftet wurden Vikarie und Glocke von dem Cappenberger Kanoniker Everhard von Werne. Den Einsturz des Kirchturms von St. Christophorus 1446 überstand die Glocke.

Bis 1768 kamen weitere Glocken zum Geläut: eine Christophorus-Glocke von 1473 (Ton „des“), eine „Bimmel“ von 1508, eine Johannes-Glocke von 1640 (Ton „f“), eine Glocke von 1768 (Ton „as“). Die Christophorus- und die Johannesglocke zersprangen Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurden 1854 neu gegossen, wobei die zweite Glocke jetzt dem heiligen Joseph geweiht wurde. Diese beiden großen Glocken überstanden den Ersten Weltkrieg nicht. Sie wurden eingeschmolzen und erst 1922 ersetzt.

 

Glocken-Maskerade

Im März 1940 erließ Hermann Göring ein Gesetz, nach dem alle Glocken zu beschlagnahmen waren. In Werne wurden 1942 folgende Glocken vom Turm geholt: die beiden Glocken von 1922, die as-Glocke von 1768 und die kleine „Bimmel“ von 1508. Mit einem Trick gelang es dem Küster Heinrich Kroes, die kunsthistorisch und klanglich wertvolle Glocke von 1508 zu retten. Davon berichtet sein späterer Nachfolger Wilhelm Bülhoff. Die kleine Glocke hatte die gleiche Größe wie die Glocke des ehemaligen Vincenzstiftes. „Diese war im Ton aber minderwertig und vor allem nicht registriert“, erzählt Bülhoff. Kurzerhand mischte Kroes in der väterlichen Malwerkstatt einen Pott Farbe. Damit färbte er die Vincenzglocke um und schrieb darauf die Registriernummer der 1508er-Glocke. Die Maskerade fiel nicht auf, die „Bimmel“ von 1508 wurde auf dem Kirchengewölbe versteckt.

 

Bürger sammeln Metall für Glockenguss

Kurz nach dem Krieg radelte der Küster Heinrich Kroes zur Kupferhütte in Lünen – in der Hoffnung, dort noch eine der Glocken von St. Christophorus zu finden. „Mit Lebensmitteln bestach Kroes die Verantwortlichen der Kupferhütte und durfte die aufgereihten Glocken abschreiten“, erinnert sich Wilhelm Bülhoff. Schon von weitem erkannte er die Werner as-Glocke und bewies dies, indem er einem Mann auf dem Gelände die Inschrift auswendig zurief.

Um das Geläut zu vervollständigen, ergriffen Joseph Schäper, der Karosseriebauer Heinrich Spermann und der Stadtkämmerer Franz Bülhoff die Initiative. Für Geld war in den ersten Nachkriegsjahren kaum etwas zu haben. Und so sammelten die drei Zinn und Kupfer in Werne und seiner Umgebung. Daraus ließen sie bei der Gießerei „Petit und Edelbrock“ in Gescher vier neue Glocken gießen. Nur passte die wiederentdeckte as-Glocke wegen eines Fehlers in der Obertonreihe nicht mehr ins neue Geläut und wurde umgegossen.

 

Zwei neue Glocken für das Geläut

Das Geläut bestand jahrzehntelang aus der historischen Katharinenglocke und den vier Glocken aus Gescher. In jüngster Zeit kamen zwei neue Glocken hinzu: 2015 die Magdalenenglocke aus dem Heilig-Geist-Hospital. 1907 war das Hospital an der Ecke Magdalenengasse/Kleine Burgstraße abgerissen worden; die Glocke aus der Hospital-Kapelle geriet auf dem Dachboden der Alten Dechanei in Vergessenheit. Nach der Kirchenrenovierung Mitte der 1990er-Jahre sollte sie als Anschlagglocke in der Kirche zu neuen Ehren kommen. Ihr markerschütternder Ton, ein dreigestrichenes des, verhinderte das jedoch. Im Glockenstuhl fügt sie sich jedoch harmonisch in den Zusammenklang ein. Seit Dezember 2016 vervollständigt eine siebte Glocke mit hellem Schlagton die Klangharmonie. Sie wurde 1832 in Italien gegossen und der Gemeinde sozusagen als Weihnachtsgeschenk von einer Werner Familie gestiftet.

 

Das Geläut von St. Christophorus:

  • Kreuzglocke, Ton b°, gegossen 1948 von Petit & Edelbrock in Gescher

  • Christophorusglocke, Ton des', gegossen 1948 von Petit & Edelbrock in Gescher

  • Katharinenglocke, Ton es', gegossen 1423 von Franz/Hans Haller

  • Josefsglocke, Ton f', gegossen 1948 von Petit & Edelbrock in Gescher

  • Johannesglocke, Ton as', gegossen 1948 von Petit & Edelbrock in Gescher

  • Jakobusglocke, Ton b'', gegossen 1832 in Italien

  • Magdalenenglocke, Ton des''', gegossen im 19. Jahrhundert

Literatur: Wilhelm Bülhoff, Sie rufen zum Gottesdienst – unsere Glocken, in: in: 1200 Jahre Christen in Werne, hg. von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Christophorus, Werne 2003, S. 242–250; Anke Schwarze, Nur eine Glocke überdauerte, in: Westfälischer Anzeiger, Ausgabe für Werne/Bergkamen/Herbern, 8. April 2015; Bernd Kröger, Magdalenen-Glocke erklingt am Samstag zum ersten Mal, in: Westfälischer Anzeiger, Ausgabe für Werne/Bergkamen/Herbern, 1. Oktober 2015; Jürgen Menke, Glocke von 1832 ergänzt Christophorus-Geläut, in: Westfälischer Anzeiger, Ausgabe für Werne/Bergkamen/Herbern, 23. Dezember 2016

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Christophorus: Befördert vom Kirchen- zum Stadtpatron

Offiziell ist der Patron von Werne und seiner ältesten Pfarrkirche kein Heiliger mehr. Bereits in den 1960er-Jahren ließ die katholische Kirche ihn aus dem Heiligenkalender streichen. Der Grund: Seine Person ist historisch nicht sicher verbürgt. Wahrscheinlich ist der riesenhafte Christusträger – so die Übersetzung seines griechischen Namens – nur eine Erfindung frommer Legenden. Das tut seiner Beliebtheit unter Gläubigen keinen Abbruch. Christophorus rangiert nach wie vor unter den 14 Nothelfern, wird unter anderem als Schutzheiliger der Reisenden angerufen. Besorgte Angehörige verschenken daher gerne Christophorus-Plaketten an Autofahrer.

Die Stadtväter von Werne machten sich schon im Mittelalter das Patrozinium ihrer Pfarrkirche zu eigen. Ein Relief mit Christophorus und Christuskind aus dem Jahr 1561 ziert den Giebel des Rathauses. Heute befindet sich dort eine Kopie, das altersbedingt verwitterte Original steht im Stadtmuseum. Die Beförderung des Volksheiligen vom Kirchen- zum Stadtpatron hat die Erinnerung an das ursprüngliche Patrozinium der Christophorus-Kirche verwischt. Die war zu Beginn Johannes dem Täufer geweiht.

 

Von Johannes dem Täufer zur Christophorus

„Während in einer Urkunde von 1223 nur von dem Patrozinium des Täufers die Rede ist, tritt in der Folgezeit St. Christophorus als Kompatron (= Mitpatron) hinzu, bis 1572 Johannes zum letzten Mal als Patron der Kirche genannt wird“, erklärt der Stadthistoriker Dr. Guido Heinzmann. Die Gründung einer Kirchengemeinde in Werne fiel in die frühe Zeit der Christianisierung Sachsens. Die Missionare Karls des Großen wollten so viele Menschen wie möglich taufen. Da schien ihnen Johannes der Täufer ein geeigneter Schutzpatron ihrer Kirchengründungen zu sein.

Warum er in Werne später von Christophorus verdrängt wurde, lässt sich nur vermuten. Eine Rolle spielt, so Heinzmann, die Eingemeindung Wernes zum Prämonstratenserstift Cappenberg. Und die adeligen Stiftsherren verehrten Christophorus als treuen Vasallen des Gottessohnes. Zudem genoss Christophorus als Nothelfer im späten Mittelalter große Popularität.

 

Schutz vor plötzlichem Tod

In der Kirche ist der Volksheilige überaus präsent in Form einer drei Meter hohen Holzskulptur. Der Historiker Dr. Wingolf Lehnemann datiert die Schnitzarbeit auf die frühen 1840er-Jahre. Zu jener Zeit wurde die Kirche renoviert.. Quellenangaben sprechen dafür, dass dabei ein Abbild des Kirchenpatrons in Auftrag gegeben wurde. Lehnemann nimmt an, dass der Münsteraner Bildhauer Johann Adam Ney den Christophorus schnitzte. Ney fertigte zur gleichen Zeit ein Steinkreuz für den Friedhof am Steintor und war daher in Werne bekannt. Besser belegt ist, wer das Holz für den Riesen stiftete: der Bauer Waterhues aus Lenklar, „der dafür eine alte Linde fällen ließ“, so Lehnemann.

Die Darstellung des Christophorus folgt der christlichen Bildtradition – ein riesenhafter Mann, in der einen Hand einen Baumstamm, auf der Schulter das Christuskind. Sein Rock ist geschürzt weil er das Christuskind der Legende nach durch einen gefährlichen Fluss trug. Als Zeichen seiner Weltherrschaft hält Christus eine Weltkugel in der Hand. Diese Last wird für Christophorus beinahe unerträglich. Schwer stützt er daher die Hand in die Hüfte. Die Skulptur steht am Pfeiler gegenüber dem nördlichen Seitenportal. Ein morgendlicher Blick auf den Heiligen sollte – zumindest für den Tag – vor einem plötzlichen Tod bewahren. Und für die ganz Eiligen genügte es in diesem Fall, die Kirchentür aufzureißen, um den Riesen zu sehen.

In der Pfarrkirche befindet sich zwei weitere Bilder des Christophorus: im Kirchenfenster am Ende des südlichen Seitenschiffs und im Fenster rechts neben dem Nordeingang.

 

Literatur: Guido Heinzmann, Gemeinschaft und Identität spätmittelalterlicher Kleinstädte Westfalens: Eine mentalitätsgeschichtliche Untersuchung der Städte Dorsten, Haltern, Hamm, Lünen, Recklinghausen und Werne (2006); Wingolf Lehnemann, Das Patrozinium: Von Johannes dem Täufer zu Christophorus, in: 1200 Jahre Christen in Werne, hg. von der Katholischen Pfarrgemeinde St. Christophorus, Werne 2003, S. 95–100.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Die Fenster der Pfarrkirche

Einleitung

Beim Betreten der Kirche fallen die Kirchenfenster im Langschiff sofort ins Auge. Leuchtende Edelsteinfarben wetteifern um Aufmerksamkeit. Den Fensterzyklus entwarf Ende der 1930er-Jahre der Maler und Kunsterzieher Vincenz Pieper aus Münster. Die meisten Fenster konnten allerdings, wie der Stadtarchivar Konrad Mörstedt berichtete, erst nach dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt und eingebaut werden. Die Ausführung übernahm die Firma Derix aus Kevelar.

Vincenz Pieper (1903–1983) gestaltete vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg viele Kirchenfenster in Westfalen, im Rheinland und im Sauerland. Für St. Christophorus in Werne schuf er einen Themenkreis der großen Gnade.

 

Himmlisches Jerusalem

In seiner Farbensprache bewahrte Pieper etwas von der Idee gotischer Glasmalerei.
Ihre Mauer ist aus Jaspis gebaut und die Stadt ist aus reinem Gold, wie aus reinem Glas. Die Grundsteine der Stadtmauer sind mit edlen Steinen aller Art geschmückt“:
So poetisch beschreibt die Offenbarung des Johannes das himmlische Jerusalem (Joh 21,18-19). Und wie eine Vision dieser paradiesischen Stadt sollten gotische Kirchen mit ihren bunten Glasfenstern wirken. Pieper greift dieses Prinzip mit klaren Farben auf: Ungemischtes Smaragdgrün, Rubinrot und Saphirblau brechen das Licht und machen es sichtbar.

 

Die sieben Sakramente

Figuren und Ornamente setzte Pieper aus kleinteiligen Elementen zusammen. Die Bleiruten der Glasmosaike geben starke Umrisse vor, die der Künstler mit klaren Farben füllte. Ganz im Sinne expressionistischer Kunst. Das Farbgespinst fügt sich erst bei längerem Hinsehen zu Körpern. Einen Ruhepol für das Auge bilden die Gesichter, die Pieper figürlich gehalten hat. Der Blick kann sich also auf das Wesentliche konzentrieren, auf Mimik und auf einzelne Symbole.

 

Sieben Fenstern widmete er den Sakramenten, den laut katholischer Lehre von Jesus eingesetzten Gnadenzeichen. Dabei setzte er auf eine prägnante Symbolsprache, die sich buchstabengetreu lesen lässt.

Sakramentsfenster: Taufe

  • Rot und Grün, die Farben der Liebe und des Lebens, dominieren und bilden einen intensiven Farbkontrast.

  • Symbol der Taufe im oberen Bildfeld: Die Hand eines Priesters gießt Wasser aus einer Schale.

  • Drei Heilige im unteren Bildfeld: Johannes der Täufer, Agnes, Ludger

 

Die Taufe Jesu durch Johannes gilt als Urbild der Taufe. Bräunliche Glasstücke deuten das Gewand aus Kamelhaaren an, das Johannes den Evangelisten Markus und Matthäus zufolge trug (Mk 1,6; Matth 3,4). Sein Stab, schon in der Antike das Zeichen des Herolds, macht Johannes zum Boten Gottes, der das Kommen des Gottesreiches predigte. Das Lamm zu seinen Füßen steht für die Worte, die Johannes beim Anblick Jesu ausrief: „Seht, das Lamm Gottes!“

 

Mit der Taufe wird ein Mensch in die Glaubensgemeinschaft der Christen aufgenommen, vertreten durch die heilige Agnes von Rom. Der Palmzweig in ihrer rechten Hand ist das Zeichen der Märtyrer. Die Öllampe in ihrer Linken gilt als Zeichen der Jungfrauen, die für Christus lebenslange Ehelosigkeit gelobten. Agnes ist eine der Heiligen, die in der Allerheiligen-Litanei bei Taufen und bei der Weihe des Taufwassers in der Osternacht um Fürsprache angerufen werden.

 

Der Missionar L(i)udger höchstpersönlich soll an der Horne jene Kapelle gegründet haben, die zur Keimzelle der Stadt Werne wurde. Belegt ist die Legende allerdings nicht. Zu Ludgers Füßen kauert eine Gans. So soll ein Bauer bei Billerbeck sich bei dem Missionar beklagt haben, dass Gänse seine Felder verwüsten würden. Ludger segnete die Tiere und befahl ihnen, von den Feldern abzulassen. Mit Erfolg.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

 

Sakramentsfenster: Eucharistie

 

  • Medaillon mit Fisch und Hostienschale

  • Drei Heilige im unteren Bildfeld: Johannes der Evangelist,
    Tarcisius (Tarsitius) von Rom, Juliana von Lüttich

 

Ein Wortspiel machte den Fisch zum Geheimzeichen verfolgten Christen: Aus dem griechischen Wort „Ichthys“ für Fisch bildeten sie die Anfangsbuchstaben der Wörter „Iesous Christos Theou Yios Soter“ (Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter). Angelehnt an die biblische Speisung der 5.000 wurde der Fisch auf frühchristlichen Fresken, in Verbindung mit einem gefüllten Brotkorb, zum Symbol der Eucharistie. Pieper knüpft an diese Tradition an, wobei sein Brotkorb bereits mit Hostien gefüllt ist.

 

Über das letzte Abendmahl, das der Feier der Eucharistie zugrunde liegt, berichten alle Evangelien, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten. Dargestellt ist hier Johannes. Er berichtet nicht von der Brechung des Brotes oder den Einsetzungsworten. Stattdessen verbindet er die Speisung der Fünftausend mit einer eucharistischen Reflektion, in der Jesus sagt: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch (Joh 6,51).“

 

Der Kelch in Johannes’ Hand verweist auf eine Heiligenlegende: Weil er nicht der Göttin Artemis opfern wollte, sollte der Apostel Gift trinken. Kurzerhand schlug er ein Kreuz über den Kelch und das Gift entwich in Form einer Schlange.

 

Tarcisius lebte während der Christenverfolgungen des 3. Jahrhunderts in Rom. Seine Gemeinde übertrug dem Jugendlichen die Aufgabe, Kranken die konsekrierten Hostien zu bringen. Eines Tages wollte eine Horde Gleichaltriger die Hostien stehlen. Tarcisius weigerte sich und wurde zu Tode geprügelt. Da er das Martyrium im Dienst seiner Gemeinde erlitt, wählten ihn die Ministranten zu ihrem Schutzpatron.

 

Juliana von Lüttich (um 1192–1258) hält eine Monstranz in die Höhe. Die Ordensfrau rief im 13. Jahrhundert das Fronleichnamsfest ins Leben. Sie hatte Visionen einer Mondscheibe mit schwarzem Streifen gesehen. Das verstand sie als Auftrag, die Verehrung der Hostie als Leib des Herrn zu intensivieren. Der Name des Festes stammt aus dem Mittelhochdeutschen: „vrone“ bedeutet „dem Herrn gehörend“, „lichame“ ist „der Leib“.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

 

Sakramentsfenster: Firmung

 

  • Taube und Feuerzungen im oberen Bildfeld

  • Drei Heilige im unteren Bildfeld: Apostel Paulus, Maria, Bonifatius

 

Die Symbole im oberen Bildfeld stellen Bezug zwischen Pfingstwunder und Firmung her: „Das Sakrament der Firmung bewirkt die Ausgießung des Heiligen Geistes in Fülle, wie sie einst am Pfingsttag den Aposteln zuteil wurde“ (Katechismus der kath. Kirche, II. 2, 1. Kap., Art. 2). Die Taube steht für den Heiligen Geist, die roten Feuerzungen beziehen sich auf das biblische Pfingstwunder: „Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder (Apg 2,2–3)“.

 

Maria nimmt, den Blick nach innen gerichtet, die Hände zum Gebet gefaltet, das Pfingstwunder an. Ihr Körper ruht in einem geschlossenen Umriss.

 

Mit der Firmung verbunden ist der Auftrag, den Glauben in Wort und Tat zu verbreiten. Also das zu tun, wozu sich die Apostel nach Pfingsten endlich aufraffen konnten. Wichtige Grundlagen des Gemeindelebens stellen die Briefe des Apostels Paulus dar. Das Schwert in seiner linken Hand deutet darauf hin, dass er enthauptet worden sein soll, und zwar während der Christenverfolgungen durch Kaiser Nero. Gesichert ist das nicht.

 

Bonifatius gilt als „Apostel der Deutschen“. Den Beinamen verdankt der angelsächsische Missionar der Tatsache, dass er die während der Völkerwanderung zertrampelten Bistümer Salzburg, Passau, Regensburg und Freising wiederherstellte. Ab 741 gründete er die Bistümer Würzburg, Erfurt und Büraburg und verpasste der fränkischen Kirche damit eine solide kirchenrechtliche Grundlage. Mit 80 Jahren wollte Bonifatius es noch einmal wissen: Er brach auf, um die widerspenstigen Friesen zu missionieren. Als er sich am Pfingstfest des Jahres 754 (oder 755) aufmachte, um Neugetaufte zu firmen, wurde er überfallen und erschlagen.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

 

 

Sakramentsfenster: Ehe

 

  • Zwei verschlungene (Ehe-)Ringe im oberen Bildfeld,
    dazu zwei Ähren als Symbole der Fruchtbarkeit

  • Fünf Heilige im unteren Bildfeld: Monika von Tagaste, Heinrich und Kunigunde, Joseph von Nazaret mit Jesuskind

 

Die christliche Ehe gilt unter anderem als Gleichnis für den Bund von Jesus mit seiner Gemeinde verwendet (Eph 5,31–32). Für eheliche Treue steht die „Josephsehe“ des Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde. Die Heiligen, die das Paar flankieren, veranschaulichen einen anderen Aspekt der Ehe, die Elternschaft: Monika als Schutzpatronin der Frauen und Mütter, Joseph als Nährvater Jesu.

 

Als Kunigunde um 999 herum Heinrich heiratete, war dieser noch Herzog von Bayern. Es folgte der Aufstieg zum König und Kaiser (1014). Das tief religiöse Paar führte für seine Zeit eine durchaus gleichberechtigte Ehe: Kunigunde vertrat ihren Mann bei Regierungsgeschäften und wurde in Urkunden als „consors regni“, als „Mitgestalterin der Reichspolitik“, geehrt. Der Heiligsprechung der beiden waren jedoch Legenden zuträglicher. Danach soll sich das kinderlose Ehepaar gegenseitige Keuschheit gelobt haben. „Wahrscheinlich wurde damit aus der Kinderlosigkeit nachträglich eine Tugend gemacht“, vermutet Pfarrdechant Jürgen Schäfer.

 

Monika von Tagaste (um 330–387), die Mutter des Kirchenvaters Augustinus, bekehrte durch ihren vorbildlichen Lebenswandel ihren Ehemann Patricius, einen römischen Beamten. Weniger Erfolg verbuchte Monika bei ihrem umtriebigen Sohn Augustinus. Der führte ein lockeres Studentenleben und lebte zeitweise in wilder Ehe. Der Legende nach soll Monika viele Tränen um ihn geweint haben. Schließlich bekannte sich Augustinus doch noch zum Christentum, allerdings unter dem Einfluss des von ihm verehrten Kirchenlehrers Ambrosius. Trotzdem gilt Monika aufgrund ihrer hartnäckigen Bemühungen um seinen Seelenfrieden als Patronin der Frauen und Mütter.

 

Joseph wurde als nicht-leiblicher Vater von Jesus bis ins hohe Mittelalter hinein von Malern und Bildhauern vernachlässigt. Szenen der Geburt Christi beschränkten sich auf Mutter und Kind. Wenn Joseph dabei sein durfte, wurde er in den Hintergrund gedrängt. Dort zeigte er sich allerdings als engagierter Hausmann: Er kochte Baby-Brei, blies Feuer an und trocknet Windeln am Feuer. Im 15. und 16. Jahrhundert stieg Joseph vom Nährvater zum Oberhaupt der Heiligen Familie auf. Indem sie Joseph mehr und mehr neben Maria und dem Christuskind in den Vordergrund rückte, trug die bildende Kunst einer zunehmenden Josephsverehrung in der Volksfrömmigkeit Rechnung.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Sakramentsfenster: Priesterweihe

 

  • Messbuch mit Lesezeichen sowie Kreuz mit Hostie und Kelch im oberen Bildfeld

  • Drei Heilige im unteren Bildfeld: Johannes Maria Vianney (Pfarrer von Ars), Augustinus von Hippo, Stephanus

Bei der Priesterweihe werden Kelch und Hostienschale übergeben – als Zeichen, dass die Feier der Eucharistie als Hauptaufgabe des Priesteramtes zu verstehen ist. Eine weitere zentrale Aufgaben ist die Verkündigung des Evangeliums. So stehen Kelch und Hostie auf einem Messbuch, aus dem sieben Zeichenbänder hängen. Ihre Anzahl kann auf die Zahl der sieben Sakramente bezogen werden.

 

Die Heiligen verkörpern drei Stufen des Weihesakraments: Diakonenweihe, Priesterweihe und Bischofsweihe.

 

Für das Amt des Diakons steht der Märtyrer Stephanus. Er gehörte zu jenen sieben Männern „von gutem Ruf“, die von den Aposteln gewählt wurden, um sie beim Aufbau der christlichen Urgemeinden zu unterstützen. Er trägt eine Dalmatik, das mit weiten Ärmeln ausgestattete Obergewand eines Diakons. Für seine Predigten wurde Stephanus gesteinigt. Daran erinnert die Märtyrerpalme in seiner linken Hand.

 

Als ranghöchster unter den drei Heiligen steht Augustinus im Mittelpunkt des Fensters. Er übernahm 396 das Amt des Bischofs von Hippo, einer phönizischen Handelsstadt in Nordafrika. Augustinus gehört zu den vier wichtigen Kirchenlehrern der Spätantike. Überaus poetisch beschrieb er in seinen autobiographischen „Bekenntnissen“ seine Suche nach Gott. Darin spricht er unter anderem von den „brennenden Pfeilen der göttlichen Liebe“, die das menschliche Herz treffen – und schuf sich so ein eingängiges Heiligenattribut.

 

Johannes-Maria Vianney, der heilige Pfarrer von Ars (Frankreich) trägt ein Birett, der priesterlichen Kopfbedeckung. Der Bauernsohn (1786–1859) erhielt nach der kirchenfeindlichen Französischen Revolution heimlich Religionsunterricht. Als Priester wurde er der wenig religiösen Pfarre von Ars-sur-Formans bei Lyon zugeteilt. Dort überzeugte Vianney die Menschen nicht mit theologischem Wissen, sondern durch das Charisma seiner persönlichen Frömmigkeit und engagierten Seelsorge.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Sakramentsfenster: Krankensalbung

 

  • Taube mit Ölzweig sowie Alpha-Omega-Symbol im oberen Bildmedaillon

  • Drei Heilige im unteren Bildfeld: Jakobus d. J., Christophorus, Barbara

„Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende (Joh 22,13)“: Alpha und Omega rahmen als erster und letzter Buchstabe das griechische Alphabet ein – ebenso wie Christus das Leben der Menschen einrahmt. Die Taube und Ölzweig können als Zeichen des Lebens gedeutet werden. Denn mit dem Ölzweig brachte die Taube Noah den Hinweis, dass auf der verregneten Erde wieder Wachstum möglich war. Der Zweig im Fenster schimmert Grün wie die Hoffnung.

 

Die Krankensalbung soll stärken und ermutigen. Sie wird zurückgeführt auf ein Bibelwort im Jakobusbrief: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten und der Herr wird ihn aufrichten“ (Jak 5, 14–15).

 

Das Neue Testament kennt eine ganze Reihe von Männern mit Namen Jakobus; welchem besagter Brief zugeschrieben werden soll, ist umstritten. Der Jakobus in Werne hält einen Stock, der sich nach unten hin verbreitert und an einen Baseball-Schläger erinnert. Es handelt um eine Tuchwalker-Stange, mit der antiken Römer ihre Wäsche reinigten. Der Legende nach wurde Jakobus der Jüngere, als er seinen Glauben nicht widerrufen wollte, mit einer Walkstange erschlagen. Die aufgerollte Schriftrolle in seiner anderen Hand weist auf seinen Status als Apostel hin, als Verkünder des Wortes.

 

Die heilige Barbara ist unter anderem die Patronin der Sterbenden. Einer Legende nach soll eine himmlische Stimme der sterbenden Märtyrerin versprochen haben, dass jeder Mensch, der sie anrufe, die Sterbesakramente erhalten werde. Als Schutzheilige der Bergleute ist sie für die ehemalige Zechenstadt Werne außerdem von Bedeutung.

 

Nicht fehlen darf im Zusammenhang mit Krankheit und Tod der Stadtpatron Christophorus. Der Anblick seines Bildes sollte vor dem plötzlichen Tod schützen. Daher wurde in der Kirche auch eine Holzskulptur des riesenhaften Christusträgers angebracht – so, dass sie von der Kirchentür aus gut zu sehen ist.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Sakramentsfenster: Buße

 

  • Zwei gekreuzte Schlüssel im oberen Bildfeld als Symbol fürs Bußsakrament, auch „Amt der Schlüssel“ genannt

  • Drei Heilige im unteren Bildfeld: Maria Magdalena, Petrus, Johannes.

 

Schlüssel sind ein altes Symbol der Vollmacht, in diesem Fall der von Jesus übertragenen Gewalt, Sünden zu vergeben oder auch Vergebung zu verweigern – wobei theologisch umstritten ist, ob dies für alle Jünger galt (so z. B. Joh 20, 21-23) oder nur für Petrus (so z. B. Mt 16,19).

 

Petrus nimmt jedenfalls in der Mitte des Fensters eine Schlüsselposition ein. Der Hahn zu seinen Füßen erinnert an eine etwas unrühmliche Episode aus dem Leben des Apostels. Als Jesus sich vor dem Hohen Rat verantworten soll, sitzt Petrus im Hof. Da bezichtigt ihn eine Magd, zur Gefolgschaft von Jesu zu gehören. Petrus leugnet hartnäckig, solange, bis der Hahn kräht – wie Jesus es ihm prophezeit hat.

 

Maria Magdalena führt das Beispiel der Buße vor Augen; als Sünderin, der vergeben wurde, war sie zu vielen Zeiten ausgesprochen populär. Seit dem 6. Jahrhundert verschmolzen christliche Legenden verschiedene Bibelgestalten zu dieser Frau: Maria aus Magdala, der sich der auferstandene Christus offenbart; Maria von Bethanien, die Jesus im Haus des auferweckten Lazarus die Füße salbt, und jene namenlose reuige Sünderin, die Jesus im Haus eines Pharisäers die Füße mit ihren Tränen wäscht. Für Werne sind zwei Stiftungen eines Altars zu Ehren der Maria Magdalena bezeugt.

 

Der böhmische Priester Johannes Nepomuk (1345–1393) ist der Schutzpatron des Beichtgeheimnisses. Als Generalvikar des Prager Erzbischofs geriet er zwischen die Fronten eines Konflikts zwischen Kirche und König Wenzel IV. von Deutschland und Böhmen. Nepomuk wurde auf Befehl des Königs verhaftet, gefoltert und von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt. Der Legende nach wurde der Geistliche allerdings ermordet, weil er sich weigerte, das Beichtgeheimnis der Königin zu brechen. Johannes Nepomuk wird auch als Brückenheiliger verehrt. An der Hornebrücke beim ehemaligen Möbelhaus Reuter steht eine Statue des Heiligen.

 

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

 

Die Nazarener-Fenster im Chor

Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Chorapsis von St. Christophorus neue Fenster aus der Glasmalereiwerkstatt Hertel und Lersch in Düsseldorf. 1916 verglaste die Werkstatt außerdem die beiden Fenster neben dem Chorraum am Ende der beiden Seitenschiffe.

Dem gotischen Mauerwerk der Fensteröffnungen mit ihren spätmittelalterlichen Fischblasenornamenten passten sich die Glaskünstler an. Ihre Malereien sind im Stil der Nazarener gehalten. Diese Malergruppe gründete sich Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem Ziel, die christlich-mittelalterliche Kunst wiederzubeleben.

Den Malern dieser Gruppe hatte die Französische Revolution sozusagen einen Schock verpasst. Der Bruch mit gesellschaftlichen und religiösen Traditionen bedeutete für sie keine Freiheit. Sie fühlten sich verunsichert in einer Welt, die den Menschen ohne sinnstiftende Orientierung auf sich zurück warf. Angesichts dieser „Entzauberung“ schauten die Nazarener aufs Mittelalter. Diese Zeit schien ihr Ideal einer intakten universalen Kirche und eines gefestigten Glaubens zu verkörpern. Vorbilder für ihre religiösen Themen waren Renaissance-Maler wie Giotto oder wie Albrecht Dürer.

 

Beseelter Blick gen Himmel

Die Kunst der Nazarener erlebte ihre Blütezeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Doch es gab auch Nazarener in zweiter und dritter Generation, deren Werke bei katholischen Auftraggebern beliebt waren. So wie die Glasmalereien der Düsseldorfer Werkstatt für die Chorfenster von St. Christophorus. Typisch für die Malerei der Nazarener ist die Verwendung leuchtender Farben, die klar an den Umriss einer Figur gebunden und nur wenig durch Schattierungen gebrochen sind.

Ebenfalls typisch: ein starker emotionaler Ausdruck der Figuren in Gestik und Mimik. Er findet sich beispielsweise im beseelten Blick der gen Himmel fahrenden Maria (Fenster links neben dem Chorraum) oder in der andächtigen Haltung, mit der Maria auf dem zentralen Fenster im Chor zum thronenden Christus aufschaut.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Fenster am Abschluss des nördlichen Seitenschiffs

Hauptthema im oberen Bildfeld ist die Aufnahme Mariens in den Himmel;
die Apostel trauern am leeren Grab der Gottesmutter, darüber erfolgt ihre Krönung durch Gottvater und -sohn.


Im unteren Bildfeld drei weibliche Heilige.
Links: Barbara wird enthauptet.
Mitte: Anna unterweist ihre Tochter Maria.
Rechts: Elisabeth von Thüringen gibt Almosen an die Armen.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Fenster am Abschluss des südlichen Seitenschiffs

Hauptthema ist die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu, einer mystischen Verklärung der allumfassenden Liebe Jesu.
Im unteren Bildfeld vier männliche Heilige mit regionalem Bezug:
Links: Norbert von Xanten, Gründer des Prämonstratenserordens, und Gottfried, Gründer des Stifts Cappenbergs als erstem deutschen Prämonstratenserstift, dem die Werner Pfarrkirche inkorporiert wurde
Mitte: der Kirchen- und Stadtpatron St. Christophorus
Rechts: L(i)udger, legendärer Gründer der ersten Werner Kapelle um 800

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Fenster links in der Chorapsis

Darstellung der Geburt Christi.
Im unteren Bildfeld zwei Szenen aus dem Alten Testament.
Links: Aarons blühender Stab zeigt seine Auserwähltheit als Hoher Priester. Die Szene galt als Symbol der Geburt Christ aus der Jungfrau.
Rechts: Moses und der brennende Dornbusch. Die Szene wurde ebenfalls gerne mit Christi Geburt in Verbindung gebracht. Der Dornbusch, der brennt, aber nicht von den Flammen verbrannt wird, galt als weiteres Sinnbild der Jungfräulichkeit Mariens.
In der Mitte befindet sich die Darstellung eines alttestamentarischen Propheten, wahrscheinlich Micha (vgl. die Inschrift „egressus eius ab initio“ mit Micha 5,2).

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Fenster in der Mitte der Chorapsis

Hauptthema ist der thronende Christus; vor dem Himmelskönig knien Maria und Johannes der Täufer. Diese Deisis genannte Figurengruppe aus der byzantinischen Tradition stellt den Bezug zum Weltgericht her: Beim Jüngsten Gericht sind Maria und Johannes die Fürsprecher der Seelen, über die Jesus richten wird.
Im unteren Bildfeld musizierende Engel.

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze

Fenster rechts in der Chorapsis

Darstellung des Pfingstwunders.
Im unteren Bildfeld zwei Momente göttlicher Offenbarung aus dem Alten Testament.
Links: Gott überreicht Moses die Tafeln mit den Zehn Geboten.
Rechts: Moses (?) spricht zu Gott.
Möglicherweise Bezug zu Mose 2,18–19: „Der ganze Sinai war in Rauch gehüllt, denn der Herr war im Feuer auf ihn herabgestiegen. … Mose redete und Gott antwortete ihm mit verstehbarer Stimme.“
In der Mitte befindet sich die Darstellung eines alttestamentarischen Propheten, möglicherweise Jesaja (vgl. die Inschrift „benedictionem … super stirpem tuam mit Jesaja 44,3: „Ich werde meinen Gesit ausgießen auf deinen Samen und meinen Segen auf deine Sprösslinge.“)

Text: Dr. Anke Barbara Schwarze